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Codex Montpellier

A la clarté

A la clarté qui tout enlumina nostre grant tenebrour,
A la dame qui si grant mecine a contre toute dolour
Doivent venir trestuit li pecheour
Et devenir si serjant nuit et jour;
N'autrui ne doit nus doner
Son cuer, son cors ne s'amour
Fors a la douce mere au Creatour,
Vierge pucele et de si saint atour:
Rose est novele et des dames la flour.
Zu dem Licht, das unsere große Dunkelheit erhellt,
Zu der Dame, die eine Arznei gegen alle Schmerzen hat
Dürfen alle Sünder können
Und dürfen sie Tag und Nacht anrufen;
Kein anderer kann uns dies geben,
Ihr herz, ihren Leib und ihre Liebe,
Als die sanfte Mutter des Schöpfers,
Jungfrau und Heilige:
Die junge Rose und schönste aller Frauen.

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Huic main

Huic main au doz mois de mai
Desouz le solua levant,
En un vergier m'en entrai.
Desous un pin verdoiant
Une pucele i trovai roses coillant.
Lors me trai ver li
De fine amour la pri.
Ele me respondit:
“A moi n'atoucheres vos ja
Qar j'ai mignot ami.”
An diesem Morgen im süßen Monat Mai
Ging ich bei Sonnenaufgang
In einen Garten.
Unter einer grünen Pinie
Fand ich eine Jungfrau, die Rosen pflückte.
Als ich sie umarmen
Und ihr meine Liebe gestehen wollte,
Antwortete sie mir:
“Fass mich nicht an,
Denn ich habe schon einen Liebsten!”