Oswald von Wolkenstein
Ach senliches leiden
Ach senliches leiden Meiden neyden schaiden das tut we Besser wer versunken jn dem see. Zart minnikliches weib Dein leib mir schreibt und treibt gen josophat, Hertz mut syn gedanck ist worden mat. Es schaidt der tod, Ob mir dein gnad nicht helffen wil Auss grosser not Mein angst ich dir verhil. Dein mündlin rot Hat mir so schier mein gier erwecket vil, Des wart ich genaden an dem zyl. |
Mein hertz jn jamer vicht, Erbricht, bericht und slicht den kummer jo, Frow, schidlicher freuntschafft wart ich so So als der delephin, Wenn jn der syn fürt hin zu wages grund, Vor dem sturm und darnach wirt enzunt Von sunnen glast, Die jm erkückt all sein gemüt. Hertz lieb halt vast Durch all dein weiplich güt, Lass deinen gast Nicht sterben serben werben in unfrüt. Jn ellenden pein ich tob und wüt. |
Mein houbt das ist beklait Mit waffen sauffen straffen die natur, Das mich twingt ein stund für tausent ur. Wenn ich mein laid betracht, Die nacht so wacht mein macht mit klainer krafft Und ich freuden gantz wird sigehaft. Mich nyemand tröst Und ist mein leiden sicher gross Mein hertz was wirt geröscht Mit manchem seufften stoss. Ach we wann wirt erlöst Mein trauren tauren lauren negt und pösst, Da mit ich der synn wird gar emblösst. |

Ain graserin
Ain graserin durch külen tau Mit weissen, blossen füsslin zart Hat mich erfreut in grüner au; Das macht ir sichel brawn gehart, Do ich ir half den gattern rucken, Smucken für die schrencken, Lencken, sencken in die seul, Wolbewart, damit das freul Hinfür an sorg nicht fliesen möcht ir gensel. |
Als ich die schön her zeunen sach, Ain kurze weil ward mir ze lanck, Bis das ich ir den ungemach Tett wenden zwischen zwaier schranck. Mein häcklin klein hett ich ir vor Embor zu dienst gewetzet, Gehetzet, netzet; wie dem was, Schübren half ich ir das gras. „Zuck nicht, mein schatz!“ „simm nain ich, lieber Jensel.“ |
Als ich den kle hett abgemät Und all ir lucken wolverzeunt, Dannocht gert si, das ich jät Noch ainmal inn der nidern peunt; Ze lon wolt si von rosen winden, Binden mir ain krenzel. „Swenzel, renzel mir den flachs! Treut in, wiltu, das er wachs!“ „Herz liebe gans, wie schön ist dir dein grensel.“ |

Ave mater, o Maria
Ave mater, o Maria Pietatis tota pie Sine te non erat via Deploranti saeculo. |
Sei gegrüßt, Mutter, o Maria Voller Frömmigkeit Ohne dich gibt es keinen Weg In diesen beklagenswerten Zeiten. |
Gracia tu nobis data, Quam fidelis advocata, Caeli thronus es praelata, In aeterno solio. Ave mater, o Maria... |
Du gabst uns deine Gnade, Du Anwältin der Gläubigen, Du bist die Fürstin des Himmelsthrons, Allein in Ewigkeit. Sei gegrüßt... |
Benedicta tu sanctarum, Consolatrix animarum, Per te partet lumen clarum, Deplorantis oculo. Ave mater, o Maria... |
Du bist gesegnet unter den Heiligen, Trösterin der Seelen, Aus dir scheint das helle Licht, Das das Auge weinen lässt. Sei gegrüßt... |
Amen ultimo cantamus, In signum quod per optamus, Quitquit vitae postulamus, In orationibus. Ave mater, o Maria... |
Wir singen das letzte Amen, In dessen Zeichen wir wünschen, Dessen Leben wir fordern, In unseren Gebeten. Sei gegrüßt... |

Es nahet gen der vasenacht
Es nahet gen der vasenacht Des süll wir gail und frölich sein Ye zway und zway ze sament tracht Recht als die zarten teubelein. Doch hab ich mich gar schon gesellt Zu meiner krucken, Die mir mein bul hat auserwellt Für lieblich rucken. Und ich die kruck vast an mich zuck Freuntlichen unter das üchsen smuck, Ich gib jr mangen hertten druck, Das sy muss kerren. Wie möcht mir gen der vasenacht Noch bas gewerren. Plehe, nur lat ewr plerren. |
Seyd das die wilden voglin sind Gezwayt yet schon an allen neydt, Was wolten dann die liebn kind Nu feyern gen der lieben zeit. Mit halsen küssen ein schönes weib, Smutz la dich niessen, Haimlichen brauch dein iungen leib An als verdriessen. Und ich die kruck vast an mich zuck Freuntlichen unter das üchsen smuck, Ich gib jr mangen hertten druck, Das sy muss kerren. Wie möcht mir gen der vasenacht Noch bas gewerren. Plehe, nur lat ewr plerren. |
Die vasnacht und des mayen pfat Die pfeiffen vast aus einem sack. Was sich das jar verborgen hat, Das tut sich ögen an dem tag. Doch hat mein frow jr tück gespart Mit falschem wincken. All gen dem herbst ich schraw jr vart Seyd ich muss hincken. Und ich die kruck vast an mich zuck Freuntlichen unter das üchsen smuck, Ich gib jr mangen hertten druck, Das sy muss kerren. Wie möcht mir gen der vasenacht Noch bas gewerren. Plehe, nur lat ewr plerren. |

Frölich geschray
Frölich geschray so well wir machen Lachen swachen den zwar der uns nicht gevellt. Junckfrow sind die ayr noch gar gezellt So laufft ir zeiren held Und esst sy ungeschellt Frow gelt trag her des weines kelt. So schon sprach des mayers dieren All nyden auff der banck: Mach lanck geselle mein hab ymmer danck Dein gesanck und getranck Und süsser winckenwanck Print mir freuden vil. Smutz sprach mein frowe, Nu welcher fidelt mir Newr auf meinem saitenspil. Das tun ich Haintzel und Jäckel Damit hub sich ein gäggel, So sprach sy snäggel Owe Haintz magstu nymmer So komm Jackline trauter socie Ler mich das A B C Und tu mir doch nicht we Ite venite. |

Frölich zärtlich
Frölich zärtlich lieblich und klärlich lustlich stille
leyse Jn senffter süsser keuscher sainer weyse. Wach du minnikliches schönes weib, Reck streck breys dein zarten stoltzen leib. Sleuss auf dein viel liechte öglin klar, Taugentich nym war Wie sich verschart der sterne gart Jnh der schönen hayttren klaren sunne glantz. Wol auff zu dem tantz, Machen einen schönen krantz Von schawnen prawnen plawen grawen Gel rot weyss Viol plümlin sprantz. |
Luntzlot muntzlot kluntzlot und zysplot wysplot
freuntlich sprachen Auss waidelichen guten rainen sachen Sol dein pösschelochter rotter mund Der ser mein hertz lieplich hat erzunt. Und mich fürwar tausent mal erweckt, Freuntlichen erschreckt, Auss saluffes tram so ich ergam. Ain so wolgezierte rotte enge spalt, Lächerlich gestalt, Zendlin weyss dorjn gezalt, Trielisch mielisch vöslocht röslocht Hel zu vleiss Waidelich gemalt. |
Wolt sy solt sy tät sy und kam sy näm sy meinem hertzen Den senikleichen grossen hertten smertzen. Und ein brüstlin weyss darauff gedruckt, Secht slecht so wer mein trauren gar verruckt. Wie möcht ein zart seuberliche diern Lustlicher geziern Das hertze mein an argen pein Mit so wunniklichem zarten rainen lust Mund mündlin gekusst Zung an zünglin brüstlin an brust Bauch an beuchlin, rauch an reuchlin Snel zu fleiss Alltzeit frisch getusst. |

Her wiert uns dürstet
Her wiert uns dürstet also sere Trag auf wein, Das dir got dein laid verkere Pring her wein, Und dir dein sälden mere Nu schenck ein. |
Gretel wiltu sein mein treutel So sprich sprichs, Ja koufst du mir einen beutel Leicht tun ichs Und reyss mir nit das heutel Newr stich stichs. |
Sym Jensel wiltus mit mir tantzen So kom auch Böckisch well wir umbhin rantzen Jans nit strauch Und schon mir meiner schrantzen Dauch schon dauch, dauch nach dauch, dauch Jensel dauch. |
Pfeiff auff Haintzel Lippel snäggel Frisch frow fry. Zwayt ew rürt ew snurra bäggel Jans Lutzey, Cuntz Kathrey, Bentz Clarey Spring klebisch durta Jäckel, Iu hayg hayg. |
Hin get der raye seusa möstel Nu reckt an Gumpp auf Hainreich noch ein jösstel Rür biderbman. Metz diemut döwt das kösstel Dran dran dran. |
Nu fudert ew man ysst im dorffe Nempt kain weyl Nachin Cunrat fauler thschorffe Du lempeyl Lug umb dich als ein orffe Eyl held eyl, eyl held eyl, eyl eyl eyl. |

Wol auff wir wellen slauffen
Wol auff wir wellen slauffen Hausknecht nu zündt ain liechtel Wann es ist an der zeit. Da mit wir nicht verkaffen Der letzst sey gar verheyt. Das layen münch und pfaffen Zu unsern weiben staffen Sich hüb ain böser streit. |
Heb auff und lass uns trincken Das wir also nicht schaiden Von disem guten wein. Und lämt er uns die schincken, So musst er doch hereyn. Her kopff nu lat ew wincken, Ob wir zu bette hincken, Das ist ain klainer pein. |
Nu sleich wir gen der türen, Secht zw das wir nicht wencken Mit ungelichem tritt. Was gilt des stowbs ein üren, Her wiert nu halt es mit. Wir wellen doch nicht züren, Ob jr ew werdt beküren Nach pollanischem sytt. |
Her tragt den fürsten leyse Da mit er uns nicht felle Auff gottes ertereich. Sein lob ich ymmer breyse, Er macht uns freuden reich. Ye ainr den andern weyse, Wiert schlipff nicht auff dem eyse, Wann es gat ungeleich. |
Hjn slauffen wel wir waltzen, Nu fragt das hausdierelein Ob es gebettet sey. Das krawt hat sy versaltzen Darzw ain guten brey. Was soll wir dorzu kaltzen, Es was nit wolgesmaltzen, Der scheden waren drey. |